In letzter Zeit hat das chinesische Unternehmen DeepSeek in der Welt der Künstlichen Intelligenz für Aufregung gesorgt. Mit einem bahnbrechenden Modell, das scheinbar mit den führenden internationalen KI-Entwicklungen konkurrieren kann, hat das Unternehmen eine neue Diskussion über den Weg der Innovation und den Zugang zu Technologie ausgelöst. Der Gründer von DeepSeek, Liang Wenfeng, ein Computerwissenschaftler von der Zhejiang Universität, öffnete sich in einem seltenen Interview und erklärte, warum das Unternehmen so einen unkonventionellen Ansatz gewählt hat – und warum Open Source eine grundlegende Rolle für die Zukunft der Künstlichen Intelligenz spielt.
Warum DeepSeek den Open-Source-Weg geht
„Wir machen keine generative KI, sondern verfolgen das Ziel, allgemeine Künstliche Intelligenz (AGI) zu entwickeln“, erklärte Liang. DeepSeek versteht sich nicht nur als Teil des aktuellen Marktes für KI-Anwendungen, sondern als Vorreiter einer langfristigen Vision, bei der AGI eines der größten Ziele ist. „Die generative KI ist nur eine notwendige Etappe auf dem Weg zur AGI. Wir sind zuversichtlich, dass wir diese innerhalb unseres Lebens erreichen können“, fügte er hinzu.
Das Modell von DeepSeek, das mit lediglich 5,5 Millionen US-Dollar an Trainingskosten entwickelt wurde, konnte in der Branche schnell Aufmerksamkeit erregen – und das in einem Markt, in dem die Entwicklung führender Modelle in der Regel Milliarden kosten. „Es gibt keine Technologie, die für immer einen Wettbewerbsvorteil garantiert. Wer glaubt, dass man durch geschlossene Quellen und massive Finanzierungen wie die von OpenAI unaufhaltbar wird, irrt“, sagte er. „Selbst wenn große Unternehmen wie OpenAI alles hinter verschlossenen Türen halten, wird der Fortschritt weiterhin von anderen vorangetrieben.“
Die Bedeutung einer offenen Technologie-Ökologie
Liang betonte, dass der wahre Vorteil von DeepSeek nicht in der Technologie selbst liegt, sondern im Schaffen einer offenen, kollaborativen Gemeinschaft. „Unsere größte Stärke ist nicht die Software, sondern das Team, das wir aufgebaut haben. Die Innovationskraft und das Know-how, das hier entsteht, schaffen die Grundlage für alles Weitere“, erklärte er. „Unsere Modelle sind Open Source, weil wir glauben, dass ein starkes Ökosystem wichtiger ist als der Versuch, alles zu kontrollieren.“
DeepSeek geht es nicht darum, ein Unternehmen zu schaffen, das im Verborgenen gedeiht und sich durch verschlossene Technologien abgrenzt. Vielmehr setzen sie auf den langfristigen Wert einer breiten Technologieakzeptanz und auf die Möglichkeit, in einem offenen System gemeinsam zu wachsen. Diese Entscheidung widerspricht dem Geschäftsmodell vieler US-amerikanischer Tech-Giganten, die ihre Modelle und Algorithmen als exklusiv und kostenpflichtig anbieten.
Der Zugang zur Innovation und das Talent der Zukunft
„In China war es lange Zeit üblich, auf die Arbeit anderer zu setzen und mit den bestehenden Technologien zu monetarisieren“, reflektierte Liang. „Aber jetzt, in dieser neuen Ära, müssen wir als Nation nicht nur Konsumenten von Technologien sein, sondern auch Innovatoren. Wir wollen eine neue Generation von Talenten inspirieren, die in der Lage ist, auf globaler Ebene zu konkurrieren und zu führen.“
Er betonte, dass es nicht an Kapital fehle, sondern an Vertrauen und der Fähigkeit, talentierte Menschen effektiv zu organisieren. „Viele der besten Köpfe der Welt arbeiten heute in China, aber der wahre Durchbruch wird durch die Förderung von Innovation und Kreativität auf lokaler Ebene kommen.“
Liang betonte, dass das Team von DeepSeek nicht nur nach Fachkenntnissen sucht, sondern vor allem nach Leidenschaft und Neugierde. „Unser Ziel ist es, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem jeder, der etwas beitragen möchte, auch die Chance dazu bekommt. Wir haben flache Hierarchien, die es ermöglichen, dass jeder in Echtzeit auf die Ressourcen zugreifen kann, die für seine Ideen notwendig sind.“
Die gesellschaftliche Veränderung und die Rolle der harten Innovation
Abschließend sprach Liang über den gesellschaftlichen Wandel in China und den Bedarf an mehr „harter“ Innovation. „Viele chinesische Unternehmen haben sich darauf verlassen, Technologien aus dem Ausland zu übernehmen und anzupassen. Doch die Zeiten haben sich geändert. Der Druck, echte Innovation zu schaffen, wächst, und wir müssen uns dieser Herausforderung stellen“, sagte er.
Er glaubt, dass China zunehmend zu einem aktiven Akteur auf dem globalen Innovationsmarkt wird. „Die Gesellschaft wird sich verändern, wenn wir echte Innovationen auf den Tisch bringen und einen nachhaltigen Beitrag zur globalen Technologie leisten. Es braucht nicht nur Zeit, sondern auch eine Veränderung im Denken der Menschen.“
Für Liang und DeepSeek ist es eine Reise in eine Zukunft, die nicht nur von der Technologie, sondern auch von den Menschen und der Kultur bestimmt wird, die sie erschaffen.